Zwischen Schicksal und unendlichen Möglichkeiten

Drei Pfadfinder*innen spielen "Mensch ärgere dich nicht".Foto: Hanna Röwer.

Das Leben ist zu kostbar, um es dem Schicksal zu überlassen.

Mit diesen klugen Worten beginnt Walter Moers sein grandioses Buch „Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär“. Doch was ist das eigentlich, das Schicksal? Ich könnte jetzt auch mit klugen Worten – wie Determinismus (der Lehre von der kausalen (Vor-)Bestimmtheit alles Handelns) um mich werfen. Aber ich kann’s auch sein lassen. Denn dafür ist das Leben zu kostbar.

Der Gedanke hinter Schicksal ist, dass alles irgendwie vorherbestimmt ist. Wir folgen einem unsichtbaren Band, das uns irgendwohin bringt. Wohin weiß nur der Wind. Irgendwie ist es beruhigend zu wissen, dass wir alle auf einem bestimmten Weg sind. Dass alles sich fügen wird, früher oder später.

Doch ich glaube nicht an Schicksal. Ich glaube, dass wir mit unserem Leben ein riesengroßes Geschenk haben. Etwas, dass uns einfach so gegeben wurde. Ohne Schicksal, ohne Hintergedanken. Wusstet ihr, dass ein Tag 86 400 Sekunden hat? So viele Augenblicke, dass man gar nicht mitzählen kann. So viele Möglichkeiten, sich immer wieder neu zu entscheiden.

Das kann doch kein Schicksal sein. Da sind so viele Wege, die gar nicht vorherbestimmt sein können. So viele Sekunden, in denen wir spontan abbiegen können – oder sogar umdrehen. Natürlich ist der Gedanke von einem vorherbestimmten Weg beruhigend. Und es ist auch romantisch zu glauben, dass es nur Schicksal sein kann, wenn man diesen einen besonderen Menschen kennenlernt. Sich diesen einen Traum erfüllt. Wenn sich plötzlich alles richtig anfühlt.

Aber das ist kein Schicksal. Das ist eine Verkettung unglaublich vieler unterschiedlicher Entscheidungen, eine Aneinanderreihung von vielen kleinen Momenten, die zusammen ein Bild ergeben. Das ist das Mosaik des Lebens. Und wie das mit den Mosaiken so ist, ist das manchmal ganz schön chaotisch. Bunt und durcheinander. Alles ein bisschen wild und vielleicht ist die Schönheit in dem Bild nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Vielleicht erst auf den zweiten Blick oder auch auf den dritten.

Du brauchst dein Mosaik nicht dem Schicksal überlassen. Denn du kannst es selbst in die Hand nehmen. Es ist dein Leben. Es sind deine 86 400 Sekunden – jeden Tag aufs Neue. Es ist deine Entscheidung, wie du mit diesem riesengroßen Geschenk umgehst. Und vielleicht ist das ja doch Schicksal. Dass wir in dieser chaotischen Welt all diese Möglichkeiten haben.

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