Einst war der Kurznachrichtendienst Twitter eine der einflussreichsten Social-Media-Plattformen der Welt. Doch dann kam Elon Musk und machte daraus einen gruseligen Ort.
Er baut Elektroautos in Brandenburg und schickt Raketen ins All: Elon Musk ist einer der reichsten und einflussreichsten Menschen der Welt. Erst recht, seitdem er die Online-Plattform Twitter, heute „X“, vor ca. 2 Jahren gekauft und auch den blauen Vogel Larry im Logo ersetzt hat. Im US-amerikanischen Wahlkampf trommelte Musk für Donald Trump und verbreitete dabei immer wieder haltlose Behauptungen. Wie auch der zukünftige 47. Präsident der USA.
Wilde Behauptungen machten dabei die Runde, z. B. dass die Demokraten gezielt Flüchtende in umkämpfte Bundesstaaten einfliegen ließen, wo sie als Wähler*innen registriert wurden. Immer wieder betont Musk, es gehe ihm um die Meinungsfreiheit – Musk bezeichnet sich selbst als „free speech absolutist“. Mit seiner Vorstellung von Meinungsfreiheit prägt er seit nun knapp zwei Jahren die Plattform X, vormals Twitter. Im Oktober 2022 übernimmt Musk Twitter mit einem 44 Milliarden Dollar Deal. Direkt nach der Übernahme beginnt Musk, Twitter umzubauen. Er entlässt eine Vielzahl an Mitarbeiter*innen – darunter auch solche, die für Moderation und die Entfernung extremer Inhalte zuständig waren und beispielsweise gegen Hass und Gewaltaufrufe auf der Plattform vorgehen sollten. Außerdem holte Musk den republikanischen US-Präsidenten Donald Trump zurück auf die Plattform. Twitter hatte vor Musks Übernahme eine lebenslange Accountsperre gegen Donald Trump verhängt, nachdem dieser mit seinen Tweets den Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 angeheizt hatte. Für zu groß hielten sie das Risiko, Trump könne seinen Account zu weiterer Anstiftung zu Gewalt verwenden.
Auch Benutzerkonten von Rechtsextremen und Verschwörungsideolog*innen, die Twitter zuvor gesperrt hatte, gab Musk wieder frei. Das US-amerikanische „Center for Countering Digital Hate“ (CCDH) hatte in einer Studie untersucht, wie sich die Inhalte auf Twitter nach Musks Übernahme veränderten. In der Woche nach der Übernahme wurde gemessen, dass es zu einer Verdreifachung der Hassreden gegen schwarze Menschen kam. Es gab einen massiven Anstieg im Hass gegen Homosexuelle, gegen Frauen, gegen Muslim*innen und Juden*Jüdinnen. Das berichtete CCDH-Geschäftsführer Imran Ahmad in einem Interview mit dem Magazin Kontraste. Gegen diese Untersuchung des CCDH ging Musk gerichtlich vor. Angeblich habe das CCDH unbefugt auf Twitter-Daten zugegriffen. Doch Musks Klage wurde abgewiesen.
Nicht nur Amerika ist von diesen Entwicklungen in Zusammenhang mit X bzw. Twitter betroffen, sondern auch wir in Deutschland spüren diesen Einfluss. Die Rostocker Sicherheitsfirma Somtxt entdeckte im Vorfeld der Landtagswahl in Brandenburg ein Pro-AfD – Netzwerk von 2.500, offenbar automatisiert angelegten Accounts, die die Reichweite von Mitgliedern der Partei wohl erhöhen sollten. Die politischen Äußerungen des Multiunternehmers Musk werden auch für Brandenburg zu einer Belastung – die Firma Tesla lässt sich nur schwer von den Aussagen ihres immer radikaler auftretenden Chefs trennen. Nachdem Musk rechtsextreme Ausschreitungen in Großbritannien auf X mit den Worten „Ein Bürgerkrieg ist unvermeidlich“ kommentierte, erklärte der brandenburgische Wirtschaftsminister Jörg Steinbach in einem Interview der „Handelsblatt“, Musks Äußerungen würden aktiv das Gefüge unserer deutschen und europäischen Gesellschaft untergraben.
Von der Plattform Twitter, wie man sie einst kennen, und der ein oder andere auch lieben gelernt hatte, ist heute nicht mehr viel übrig. Wie viel Macht einer einzelnen Person tut einer Social-Media-Plattform gut? Diese Frage lässt sich nicht pauschal klären, aber stimmt einen doch nachdenklich wenn man überlegt, auf welchen Plattformen man die eigene Pfadi-Arbeit darstellen will … oder eben nicht.