Becci erklärt: Die weite Welt der Kleidergrößen

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von Rebecca Haugwitz

Es ist eine Situation, die viele von uns nur zu gut kennen: Man steht in der Umkleidekabine, hat zwei Paar Jeans in der gleichen Größe dabei – und trotzdem passt nur eine davon. Oder schlimmer: Man hat in einem Geschäft eine Größe 38, in einem anderen ist es plötzlich eine 42, und der Online-Shopping-Wahnsinn führt oft zu einem regelrechten Ratespiel. Warum sind Kleidergrößen nur so inkonsistent?!

Der Ursprung des Größen-Chaos

Das Problem hat – wie so oft – historische Wurzeln. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war Kleidung meist maßgeschneidert oder wurde zu Hause genäht. Standardisierte Größen gab es also schlichtweg nicht. Erst in den 1940er Jahren, als die industrielle Massenproduktion an Fahrt aufnahm, entstand die Notwendigkeit für einheitliche Größen. Ein erster Versuch, dies zu lösen, war eine umfassende Körpervermessung von Frauen in den USA, bei der das Militär Daten von Frauen sammelte, um Standardgrößen zu entwickeln. Dabei wurden aber natürlich weder die Vielfalt von Körperformen noch der Umstand berücksichtigt, dass sich Körpertypen und Proportionen im Laufe der Zeit verändern.

Der Trick mit den Nummern

Eine der Hauptursachen für die inkonsistenten Kleidergrößen ist das sogenannte „Vanity Sizing“. Der Gedanke dahinter ist so simpel wie hinterhältig: Wenn Kund*innen eine kleinere Größe kaufen können, fühlen sie sich besser – und greifen eher zu. Deshalb haben viele Marken ihre Größen über die Jahre nach unten verschoben. Was also vor Jahrzehnten eine Größe 40 war, könnte heute eine Größe 38 oder sogar 36 sein.

Dieses Phänomen betrifft Mode, die für eine weiblich gelesene Zielgruppe konzipiert wird, am stärksten, da diese den gesellschaftlichen Druck, eine bestimmte Körperform oder Größe zu erreichen, historisch gesehen eher spüren. Außerdem variieren weibliche Körper biologisch einfach stärker, auch bei einer einzigen Person im Verlauf der Zeit: Hüftumfang, Brustweite, Taillenhöhe – es gibt so viele unterschiedliche Proportionen, dass es schlicht unmöglich ist, ein einheitliches Größensystem zu schaffen, das für alle passt. Und wenn dann noch verschiedene Trends und Schnitte hinzukommen (z.B. oversized oder cropped), ist die Verwirrung perfekt.

Was tun gegen das Größen-Chaos?

Zunächst einmal: Die Größentabelle der Marke ist deine Freundin. Die ist oft genauer als die bloße Größe auf dem Etikett. Mit einem Maßband kannst du dich dann selbst vermessen und mit der Tabelle abgleichen. Und scheue dich nicht davor, verschiedene Größen zu probieren oder auch Mal in einer anderen Abteilung zu schauen! Kleidung ist dazu da, dass sie dir passt, nicht umgekehrt. Letztlich geht es bei Mode um Individualität, und das sollte auch im Umgang mit Größen gelten.

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